"So beeindruckend starke Frauen!"

"Oh, Sister!" rührt Deutsche und Ukrainer*innen zu Tränen

Gestern Abend hatten die Grünen im Altenburger Land zum Film "Oh, Sister!" mit deutschen Untertiteln in den Grünen Salon in der Burgstraße geladen. Es kamen drei (3!) Mitglieder des Kreisvorstandes. Und fünfzehn (15!) Ukrainer*innen. Was bei über 100 Einladungen und Vorankündigung in der Lokalpresse leider ein weiteres Mal gezeigt hat, wie wenig Interesse die Menschen im Altenburger Land am Schicksal der ukrainischen Flüchtlinge, an ihren Geschichten, ihren Ängsten, aber auch ihren Zukunftsplänen haben. Schade! Was aber auch gezeigt hat, wie interessiert die Ukrainer*innen an der gemeinsamen Auseinandersetzung mit ihren Geschichten und Schicksalen sind.

Wie nicht anders zu erwarten, herrschte nach dem sehr beeindruckenden Film der drei Nobelpreisträgerinnen Tawakkol Karman (Jemen), Jody Williams (USA) und Leymah Gbowee (Liberia) über ihren Besuch in Polen und der Ukraine im Sommer 2022 betretenes Schweigen im Grünen Salon - nur unterbrochen vom leisen Weinen einiger Männer und Frauen. Aber dann geschah etwas unerwartetes: Yulia, eine der ukrainischen Mütter, die mit ihren Kindern seit Frühjahr 2022 in Altenburg leben, stand auf, ging nach vorne und erzählte auf Ukrainisch ihre ganz persönliche Geschichte. Auch wenn die Deutschen natürlich nur Bruchstücke erahnen konnten, so war doch jedem klar, wie wichtig das für sie ebenso wie für die anderen ukrainischen Frauen in diesem Moment war. Gänsehaut pur.

Von Yulias Mut und Offenheit inspiriert, traute sich danach auch Olga nach vorne. Die Zwanzigjährige berichtete fast eine halbe Stunde emotional von ihren Erlebnissen. Vom Morgen des ersten Kriegstages im Studentenwohnheim in Kyiv, über die anschließenden Tage bei ihren Eltern unmittelbar im Kriegsgebiet, bis hin zu ihrer Flucht über Lviv nach Altenburg.

Nachdem sich die Anspannung im Raum langsam gelöst hatte, begann eine gedämpfte, aber lebhafte Diskussion darüber, wie wichtig es sei, die persönlichen Eindrücke, Erlebnisse und Geschichten für kommende Generationen zu bewahren. Neben der geplanten Fotoausstellung überlegen die Altenburger Grünen daher, sie anonymisiert zu erfassen und im Laufe des Jahres als Buch zu veröffentlichen.

"In jedem Fall war es unsere bislang schwierigste Veranstaltung, am Ende jedoch auch eine unserer Besten", resümierte Grünen-Kreissprecherin Ilona Jurk nach Mitternacht – nachdem die letzten ukrainischen Gäste bewegt den Grünen Salon verlassen hatten. "Wir bleiben in Kontakt! Ми підтримуємо зв'язок!c


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"Oh, Sister!" mit deutschen Untertiteln bei Vimeo.com



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